Spannende Erkenntnisse

Die „Feiertage“ waren schwierig, richtig richtig schwierig.
Obwohl ich es je eigentlich weiß, dass Ende Oktober/Anfang November jedes Jahr irgendwie schwierig ist, trifft es mich dennoch jedes Jahr aufs neue mir voller Wucht, dass plötzlich nix mehr geht. Aber wirklich nix mehr. Und dass ich mich, wenn überhaupt nur Schemenhaft an die Tage erinnern kann, was ich gemacht, bzw nicht gemacht habe.
Dieses Jahr kann ich wenigstens ein wenig rekonstruieren, weil ich eine App habe in der geplant wird, was ich eigentlich tun sollte und abgehakt wird wenn es erledigt wurde. Eine etwas erweiterte ToDo Liste sozusagen.
Das einzige was in diesen „schwierigen Tagen“ noch wirklich gut präsent ist, ist die Therapie Stunde die wir während dieser Tage hatten.
Kleine fingen an zu erzählen, dass sie so oft gedacht hatten, sie würden jetzt sterben, dann aber zu ihrer eigenen Überraschung doch nicht gestorben sind……aber dass sie sich gar nicht drüber freuen können zu leben weil das vermeintliche „sterben müssen“ sich anfühlte, wie von einem schwarzen Loch verschluckt zu werden und dass das so furchtbar war und sie so eine Angst haben wieder vor diesem schwarzen Loch zu sein und da „hineingezogen“ werden…….dass sie sich übers Leben gar nicht freuen können. Noch krasser war dann alerdings der Konter den andere Kleine brachten. Diese meinten, sie seien sauer dass sie leben müssen, denn auch sie waren fest davon überzeugt, nun sterben zu müssen, aber sie hätten ein helles Licht gesehen, warm und freundlich und es war so angenehm still und einladend und dann sind sie doch nicht gestorben. Durften nicht in diesem Licht bleiben, mussten wieder zurück und sie sind so sauer darüber, denn sie würden lieber in diesem Licht sein, an diesem warmen und stillen und ruhigen Ort und nicht dieses scheiß Leben weiter leben müssen…..
Heiliges Kanonenrohr, was für ein Dilemma. Die einen haben eine irre Angst davor zu sterben und können deswegen das Leben nicht genießen, die anderen wollen gar nicht leben weil ihnen der Tod attraktiver scheint, weil sie lieber „im Licht“ sein wollen.
Ich saß da und hörte was gesprochen wurde und fühlt mich wie im Schockzustand. Ich bin glaube ich, immer noch nicht in der Lage, das Ausmaß dieser Aussagen zu begreifen. Sobald ich drüber nachdenken kann, kommt die Watte im Kopf und denken oder fühlen ist nicht mehr möglich.

Die zweite spannende Erkenntnis gab es heute bei Feder.
Unser Hund hat ja Epilepsie. Er bekommt Medikamente deswegen seit fast 2 Jahren und hatte im Februar einen Anfall, weil sein Medikamentenspiegel im Keller war. Deswegen ließen wir vorletze Woche am Donnerstag seinen Siegel testen, damit es uns nicht entgeht, wenn da wieder was entgleist. Und trotz einem perfekt eingestellten Spiegel hatte er genau in der Nacht nach der Blutabnahme einen üblen Anfall. nicht dass das genug Stress wäre, sowohl für den Hund als auch für uns…….irgendwas muss in der ersten September Hälfte in unserer Abwesenheit passiert sein, denn seit ca Mitte September bekommt Kimon regelrechte Zerstörungswut, sobald wir die Wohnung verlassen. Da wir einen offenen Wohn/Ess/Koch-Bereich haben, wo wir auch nix installieren können um beisielsweise wenigstens die Küche zu schützen, bleibt nur alles so gut wie möglich weg zu räumen. Trotzdem kam er irgendwie an Schokolade ran, während wir kurz bei Nachbarn drüben waren, selbstverständlich am Sonntag abend, so dass wir erstmal einen Tierarzt mit rundumdieUhr Notfallnummer finden mussten, den wir dann anrufen konnten. Unsere TÄ hat das leider nicht mehr. Und letzte Woche Montag, als wir bei Feder waren, riss er von unserem Kaffe-Vollautomaten das Hartplastik Milchaufschäum Kännchen ab und zerstörte es komlett und riss dabei fast den ganzen Automaten von der Arbeitsfläche.
Also haben wir uns nun einen größeren „Welpenauslauf“ besorgt, in den er, mit Spielzeug welches er sonst nicht bekommt, rein muss, wenn wir zum Einkaufen oder Therapie die Wohnung verlassen müssen und wir haben eine Kamera installiert, mit der wir ihn über Handy beobachten können wenn wir weg sind. So weit so gut……heute nun also unser Termin bei Feder. Und im Innen Kleine in Panik, dass Kimon den Welpenauslauf ja zerstören könnte und wieder Dummheiten in der Wohnung macht und sich vielleicht selber erheblichen Schaden zufügt. Der Welpenauslauf ist so ein popup Teil aus Stoff und Netz mit Reissverschlusstüre und oben auch zu mit Netz. Eigentlich kann er da nicht raus. Kleine trotzdem voll in Panik.
Wir erzählten Feder von der Panik und sie fragte, was denn passieren würde wenn wir jetzt nach Hause kämen und Kimon läge völlig gechillt in dem Auslauf und alles wäre ok. Da kam, dass wir uns freuen könnten, aber da wir uns ja nicht freuen dürfen würde das auch nicht passieren dass Kimon völlig entspannt im Auslauf liegen würde. Feder meinte dann, dass wir uns heute sehr wohl freuen dürften und Kleine widersprachen, das dürften wir nicht, wenn wir uns freuen passieren schlimme Dinge. Feder sagte, damals war es so, dass schlimmer Dinge passierten wenn wir uns freuen wollten, und sie fragte nochmal „was passiert HEUTE, am 7.11.2022 wenn ihr euch freut“……..erstmal Schockschweigen…….dann zaghaftes Fragen „nichts?“ und Feder bestätigte „genau, HEUTE passiert nichts wenn ihr euch freut“
Worauf Tränen liefen „und warum haben wir dann trotzdem so Angst? So schlimme Angst dass wir gar nicht klar denken können?“…….Feder hatte eine Hand unter unseren Rücken an der Brustwirbelsäule und eine Hand oben auf dem Brustbein und führte ganz sachte kreisende Bewegungen mit ihren Händen aus. Sie schwieg eine Weile und sagte dann „wenn ihr euch die Angst der Kleinen jetzt wie einen großen Laib Brot vorstellt…….und jeder der will darf mithelfen, jeder der will nimmt sich ein Stück von diesem Angstbrot, denn wenn ihr das untereinander aufteilt, wird die Angst für jeden erträglicher, vor allem für die Kleinen……“
Und ich konnte richtig sehen wie im Innen etliche aufgestanden sind, zu den Kleinen hin sind und sagten „gib her von dem Brot, das ist viel zu viel für euch“……und einer sagte sogar „komm gib her das Angstbrot, ich ess das jetzt und dann scheiß ich es einfach wieder aus!“……..und ich konnte richtig fühlen, wie sich Erschöpfung und Müdigkeit breit machte und wie Kleine im Innen ein Mini-Stückchen Brot in ihrer Hand hatten, es verwundert ansahen, sich einrollten und müde vor sich hin murmelten „das schaffe ich, das ist klein genug, wenn ich immer wieder ein bisschen abbeisse davon, dann schaffe ich das“ und „wo ist denn das ganze große Brot hin, da ist ja nur noch ein bisschen übrig in meiner Hand“…….das war echt krass und mir liefen die Tränen vor Dankbarkeit. Innenkommunikation ist bei uns soooooo schwierig normalerweise. Ständig höre ich nur „mach deinen Scheiß doch alleine, sollen die anderen doch machen, kein Bock, lass mich damit in Ruhe“ und und und…….
Und heute erlebte ich zum ersten mal bereitwillige Hilfe und Teamarbeit. Ich war echt platt.
Tja, und Kimon lag gechillt in seinem Auslauf als wir nach Hause kamen und freute sich wie Bolle auf dem Milchwagen. Und wir uns auch 🙂

Für nur eine Woche waren das zwei echt spannende Erkenntnisse………Leben bzw nicht leben wollen ist ein Thema das genauer angeschaut werden sollte……….und Teamarbeit ist wohl doch möglich………sehr sehr spannend…….

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