Meine Walpurgisnacht!

Schon 2 Wochen vorher wurde begonnen im Werk-Unterricht Fackeln zu basteln. Mit dicken Stielen und Lappen die in sowas schwarzes Klebriges getunkt wurden. Wie Teer, nur flüssiger.

Und am späten Nachmittag sollten wir dann auf die Anhöhe laufen, in der Mitte des kleinen Berges an dem wir wohnten. Da war eine Wiese, eine grooooße Wiese. Nicht alle Schüler gingen da hin, obwohl alle Fackeln gebastelt haben.

Aber ich musste da immer hin. Dabei wollte ich nicht.
Weil auf dieser Wiese, da war ein Scheiterhaufen hingerichtet. Mit vieeeeelll Holz und Stroh.
Und auf dem Scheiterhaufen steckte ein ganz langer dicker fester Stab und an den war eine Stroh-Hexe gebunden. Der hat man sogar richtige Kleidung angezogen und ein Gesicht hingemalt und ein Kopftuch umgebunden.

Und ich bin immer ganz außen von den Kindern und größeren Kindern und Erwachsenen gestanden, weil ich da nicht mitmachen wollte.

Aber irgendwann stand jemand neben mir und zog mich weiter nach vorne und meine Fackel wurde angezündet. Und ich weiß ja dass das eine Hexe aus Stroh war. Aber ich weiß auch dass es eine Zeit gab, da hat man Frauen oder Mädchen einfach als Hexe genannt und dann genau so verbrannt. So wie ich jetzt mitmachen sollte bei der Hexe aus Stroh.

Und ich habe gar nicht mehr die Hexe aus Stroh gesehen, sondern ein Mädchen.

Und dann wurde ich grob am Arm gepackt und mir wurde gesagt ich muss die Fackel werfen, wie die anderen, auf den Scheiterhaufen, damit die Hexe brennt.

Ich habe geweint und wurde geschimpft und nach ganz vorne gestoßen, wo der Scheiterhaufen schon am brennen war und es war so heiß und ich wurde geschubst, dass ich auch meine Fackel werfe.

Und ich hab sie geworfen und geweint, weil ich dachte dass da ein Mädchen brennen muss. Obwohl ich doch das Stroh gesehen habe. Aber gefühlt hat sich das wie wenn ein Mädchen brennen muss.

Und als die Beine gebrannt haben und es anfing zu stinken weil die Schuhe verbrannt sind von der Hexe…….da weiß ich nichts mehr.

Vielleicht weiß ich nichts mehr, weil ich so Angst hatte. Oben auf dem Berg ist nämlich ein Kloster mit richtigen Mönchen. Und man darf niemanden Töten, das steht in der Bibel. Und die Mönche oben haben bestimmt gesehen dass ich auch die Fackel geworfen habe. Dass ich also töten wollte, weil ich die Fackel geworfen habe.

Aber ich will nicht töten. Auch nicht eine Hexe aus Stroh. Weil sich das fühlt wie wenn man ein Mädchen anbrennt mit einer Fackel!

Aber irgendjemand sagt, dass ich Hexen töten will.

Freya

9 Kommentare zu „Meine Walpurgisnacht!

  1. Liebe Freya,
    es tut mir so leid, dass du das erleben musstest! Das war bestimmt furchtbar!
    Es ist wirklich gemein, dass du die Fackel werfen musstest. Ich glaube dir, dass du das nicht wolltest!
    Liebe Grüße

    Gefällt 3 Personen

  2. Hallo Freya,
    das war bestimmt ganz soll schlimm und das sollte niemand jemals erleben. Das tut mir so leid für dich. Ich setze mich mal hier hin und wenn du magst, halte ich deine hand. Es nimmt dir zwar nicht den Schmerz, aber du musst ihn nicht allein tragen.

    Gefällt 2 Personen

      1. Zu schnell gedrückt.
        Also während du einatmest, zähl in deinem Kopf langsam bis 5 und dann atmest du ganz langsam alles wieder aus und zählst 6… 7…. 8…. Soweit du kommst.
        Und das ein paar Mal hintereinander. Manchmal hilft das das die Angst weggeht

        Gefällt 1 Person

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