Hilfe die keine ist…..

Im März 2017 haben wir einen Antrag auf Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG) gestellt.
3 Jahre lang wurden wir in der Therapie immer wieder darauf hingewiesen dass uns das zustünde und wir diesen Antrag stellen sollen.

Uns war schon immer klar dass wir NIE das bekommen was uns zusteht, deswegen wollten wir diesen Antrag nie stellen, haben es dann aber doch getan.

Nach langem hin und her wurden wir im April oder Mai 2018 als Opfer anerkannt und das Bundesland, in welchem ich jetzt lebe, wurde um Amtsmithilfe gebeten, weil es mir nicht zuzumuten ist für eine Begutachtung ins Täter-Bundesland zu fahren.
Vom versorgungsärztlich medizinischen Dienst wurde dringend angeraten, aufgrund der schwere der Erkrankung, dass ich zur Begutachtung von meiner besten Freundin oder meiner Therapeutin begleitet werde.

Die Begutachtung erfolgte dann im Oktober 2018 und weil meine Freundin gerade in den letzten Zügen vor ihrer Hochzeitsreise stand, begleitete mich Frau Semmel.

Fast 2,5 Stunden wurde ich begutachtet, innerhalb dieser Zeit schmierte ich einmal in den stupur ab, war ansonsten immer wieder kurz vor dem abschmieren. Nur mit ständig Chilipulver lutschen oder Japanisches Heilpflanzenöl lutschen, schaffte ich es, nicht öfter in den stupur abzuschmieren.
Gegen Ende der Begutachtung verließ ich sogar den Raum um draussen auf dem Flur in Tränen auszubrechen.
Es war so verdammt anstrengend und ich war fix und alle hinterher. Wäre Frau Semmel nicht dabei gewesen, ich hätte es nach diesem Gutachten nicht einmal mehr geschafft, irgendwie nach Hause zu kommen. Ich konnte kaum laufen, geschweige denn wäre ich in der Lage gewesen, am Straßenverkehr teilzunehmen.

Im März 2019 bekam ich dann den Bescheid, dass mir 30% Schadigungsfolgen zuerkannt würden. Eine halbe Borderline Störung und eine halbe kPTBS!

Okay………wie sieht denn jetzt eine halbe Borderline Störung aus? Und eine halbe kPTBS? Welche Symptome gehören denn zu einer HALBEN Störung dazu und welche zur GANZEN?

Ich gab das ganze einer Anwältin um Widerspruch einzulegen.

Diese beantragte als erstes das Gutachten, damit wir den Widerspruch auch ordentlich begründen können.

Doch das Ordnungsamt verbietet, dass ICH oder Frau Semmel das Gutachten lesen dürfen.
Die Gutachterin wurde auf den Einspruch der Anwältin gebeten, eine Stellungnahme zu verfassen, warum wir das Gutachten nicht lesen dürfen. Schließlich verstößt das erstens gegen geltendes Recht und zweitens haben wir ja so überhaupt keinen Anhaltspunkt, eine vernünftige Widerspruchsformulierung vorzunehmen, wenn wir nicht wissen was in diesem Gutachten steht.

Die Anwältin hat das Gutachten bekommen, darf aber weder mit uns, noch mit Frau Semmel darüber reden! Welch ein Witz!!!

Anscheinend fußt die Stellungnahme so wie das Gutachten darauf, dass es noch NIE vorgekommen sei dass eine Therapeutin die Patientin zur Begutachtung begleitet.
Aber verdammt noch mal, es wurde doch vom versorgungsmedizinisch ärztlichen Dienst genau das dringend angeraten. Frau Semmel sogar namentlich benannt.

Wir haben immer noch keine Ahnung was in diesem Gutachten steht, aber das muss dermaßen übel sein, dass das Versorgungsamt plötzlich nur noch dicht macht und alles abblockt, wo sie vorher deutlich zugänglicher waren……

Und uns wird die Grundlage einer Rechtfertigung entzogen. Und das Versorgungsamt reagiert einfach nicht auf die Einsprüche unserer Anwältin! Es wird jetzt wohl auf eine Untätigkeitsklage hinauslaufen!

Das OEG soll ja eigentlich eine Hilfe für Opfer sein.
In der Realität ist das, was die gerade mit uns veranstalten, nur Retraumatisierend!

Wir haben schon vorher sehr stark daran gewzeifelt, dass es Gerechtigkeit auf Erden gibt. Diese Zweifel sind durch das Versorgungsamt bestätigt worden.

Wir sind zwar als Opfer anerkannt, bekommen aber dennoch nicht was uns zusteht.

Die Gutachterin darf uns ganz offensichtlich in ihrem Gutachten zerreissen und wir dürfen es nicht einmal lesen um uns wehren zu können.
Wir dürfen uns nicht wehren, wieder einmal nicht, wie schon so oft in unserem Leben.
Wir sollen diese Himmelschreiende Ungerechtigkeit einfach hinnehmen.

Selbst wenn jetzt ein Gericht entscheidet, dass das Gutachten verworfen wird und ein neues erstellt werden muss……..diejenigen, die es beim Versorungsamt gelesen haben, haben sich ihre Meinung doch längst gebildet über uns. Was sie gelesen haben wird aus ihren Köpfen nicht verschwinden, auch wenn es vielleicht ein neues Gutachten geben wird.

Der Drops ist gelutscht, wie man so schön sagt.

In allem was wir früher gelernt haben werden wir wieder einmal bestätigt.

Gerechtigkeit gibt es nicht.
Wir müssen jedes Unrecht hinnehmen.
Wir bekommen nicht was uns zusteht!

Wirklich helfen tut uns ja doch niemand!
Alle schreien immer laut „Hilfe für die Opfer“…….und was ist Realtität? Dass die Opfer erneut zu Opfern gemacht werden, ganz offiziell! Man tritt ihnen ins Gesicht mit rechtswidrigen Methoden!

Scheiß auf eine Hilfe, die keine ist!!!

12 Kommentare zu „Hilfe die keine ist…..

  1. Ich kann dich sowas von gut verstehen.

    Gerade am 26.11. das vom Gericht beauftragte Gutachten (bin im Klageverfahren) überstanden oder besser überlebt. Der Gutachter hat, obwohl Anzeige von dsmals bei der Kripo und Stellungnahmen der Staatsanwaltschaft vorliegen, nach allen Einzelheiten der Tat gefragt. Ich habe es durch die Begleitung nach Hause geschafft und war dann 2 Tage kaum ansprechbar und es dauerte 2 Wochen um einigermaßen den Zustand von davor herzustellen. Der Gutachter war Traumatherapeut, stand zumindest auf dem Schild…..Zuvor meinte er noch in manchen Fällen macht er einen Sperrvermerk, so dass ich das Gutachten nicht lesen dürfte.
    Na, vielen Dank auch!!!!!!!!!!!!
    Jetzt warte ich auf das Ergebnis und kann deine Ohnmacht gut nachempfinden.
    Die Wut auf das System, das Opfer schützen soll und Hilfe bei der Gesundung leisten soll, lässt dich wieder im Stich.

    Das erste Gutachten bescheinigt Vollbild der PTBS mit mind. GdS 40, die Ärztin Versorgungsamt sah das anders Teilbild Ptbs und GdS 30, die Gutachterin hat daraufhin ihr Gutachten abgeändert (es gibt also 2 Gutachten mit unterschiedlicher Einschätzung). Unglaublich welche Machenschaften da ablaufen…

    Ich bin mit Widerspruch und Klageerhebung im 3. Jahr am Kämpfen.

    Ich drücke dir ganz fest die Daumen und hoffe, dass du den Mut nicht verlierst. Viel Kraft auf dem weiteren Weg!

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    1. Oh weia, auch ganz schön krass was da bei dir abläuft. Ich frage mich immer wieder, wie die auf das „Teilbild“ kommen???
      Ja, wenn du Hilfe willst vom Staat, dann bist du verlassen. Und ich bin sicherlich nicht Ausländerfeindlich, was unsere syrischen und lybischen Mitmenschen durchmachen mussten ist verdammt schlimm. Dennoch kann ich es nicht verstehen, warum ihnen diese Hilfen zuerkannt werden, aber den Deutschen Mitbürgern die ebenfalls schlimmes durchmachen mussten, nicht!
      Manchmal fühle ich mich im eigenen Land diskriminiert aufgrund der Tatsache dass ich Deutsche bin! Krass oder?

      Gefällt 4 Personen

  2. Das ist retraumatisierend, ungerecht und leider die Realität hierzulande.
    Uns wurde von wirklich guten Therapeuten abgeraten, einen Antrag auf Leistungen aus dem OEG zu stellen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass im Verlauf dazu oft -zig Jahre Traumtherapie zunichte gemacht werden.
    Es tut uns sehr leid für euch und wir hoffen, dass es noch einen anderen Weg geben wird.

    Gefällt 2 Personen

      1. Genau das war auch mein Gedanke. Bis zur ersten Instanz zahlt zum Glück meine Rechtsschutzversicherung, ich hoffe jetzt einfach mal dass sich die Tortur wenigstens ansatzweise „gelohnt“ hat. Was wird, wenn nicht – daran mag ich nicht denken.

        Wow 4 Jahre – oh man das ist unfassbar!!!!!

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  3. Ihr seid nicht allein. Ich weiß, das vergisst man in solchen Situationen schnell.

    Denkanstoß:
    Unsere Täter kamen aus hohen Machtkreisen. Die Verfahren werden in hohen Machtkreisen entschieden….
    Kein weiterer Kommentar.

    Gefällt 3 Personen

  4. Ja das ist übel. Das ist retraumatisierend und traurig aber wahr….Deutschlands Realität.
    Aber eines ist auch wahr und zwar, dass ihr nicht ganz hilflos und ausgeliefert seid. Das fühlt sich so an. Ohne Frage. Aber ihr habt Unterstützung und Hilfe. Und weil die was zu verbergen haben ist ja schon mal sowas von klar, dass selbst DIE wissen, dass sie Scheiße blubbern!
    Ihr könnt an-klagen und tut es auch. Und ich ziehe den Hut vor eurem Mut und dem Willen das durch zu boxen!
    Es ist beschissene Willkür von Behörden und es gibt nicht umsonst mittlerweile auch den Begriff eines Behördentraumas. Aber vergesst derweil nicht, dass ihr nicht mehr allein seid! ❤

    Gefällt 2 Personen

    1. Ja das wissen wir dass wir nicht mehr alleine sind und dass es Menschen gibt die uns helfen wollen das durchzuboxen. Aber gegen Behördenwillkür sind die sehr wahrscheinlich auch machtlos, insofern bleibt das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit bestehen. Aber ich habe inzwischen auch Menschen die diese Gefühle mit mir gemeinsam aushalten und das ist sehr wertvoll.
      Danke für deine Worte!

      Gefällt 1 Person

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